Geschichte

Menschenhandel und Ausbeutung finden im Verborgenen statt. Die Opfer sind schwer zu erkennen und leben oft am Rande der Gesellschaft, die jedoch von ihnen profitiert, sei es in Form von sexuellen Dienstleistungen oder von Arbeit.
Als aufsuchende Gassenarbeiterin traf Irene Hirzel zum ersten Mal auf gehandelte Frauen in der Prostitution. Den ersten Fall von Menschenhandel traf sie 1997 in Basel an. Eine Kolumbianerin hatte in ihrem Heimatland einen vermeintlich lukrativen Arbeitsvertrag als Kellnerin in der Schweiz unterschrieben, um sich und ihre kranke Mutter aus der Armut zu retten. Es war eine Falle, die nach ihrer Ankunft in der Schweiz zuschnappte. Es war ein beschwerlicher, langer Weg sie da herauszuholen, zu einer Zeit vor den «Runden Tischen» der Behörden, vor dem Nationalen Aktionsplan des EJPD, einer Zeit, als niemand von Menschenhandel sprach. Irene Hirzel begegneten im Rahmen dieser Arbeit viele weitere Frauen mit ähnlicher Geschichte.

Als Projektleiterin gegen Frauen- und Kinderhandel traf Irene Hirzel diese Frauen in ihren Herkunftsländern in Osteuropa und Asien. Die Gründe, weshalb sie ihr Land verliessen, waren unverkennbar: Armut, Krieg, Katastrophen, Perspektivenlosigkeit, zerrüttete Familienverhältnisse, Diskriminierung, um nur einige zu nennen. Es wurde schnell klar, dass man diesem Elend weder mit ideologischen noch mit religiösen Ansichten entgegentreten kann, beides greift zu kurz. Es braucht vielmehr einen ganzheitlichen Ansatz. 

Das Thema Menschenhandel muss von allen Seiten her beleuchtet werden, vom Angebot bis zur Nachfrage. Das bedeutet, dass Massnahmen gegen Menschenhandel nur dann erfolgreich sein können, wenn die Zusammenarbeit auf breiter Front stattfindet. Die kantonalen Runden Tische gegen Menschenhandel in der Schweiz sind ein Beweis dafür, dass diese Zusammenarbeit fruchtet, denn in diesen Kantonen werden mehr Opfer identifiziert und geschützt.

ACT212 wurde gegründet, um die im Nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel (NAP) aufgeführten Anstrengungen gegen den Menschenhandel in der Schweiz und im Ausland zu unterstützen, namentlich durch Beratungen, Schulungen, Sensibilisierung, Zusammenarbeit mit Fachleuten und Organisationen sowie durch den Betrieb einer Nationalen Meldestelle, unter Einbezug der Schweizer Bevölkerung.